Samstag, März 9

Randnotizen um Tango - 10


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The tango is what remains when you remove all movement, when the only thing that is left is feeling.
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Carlos Gavito*
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es geht einfach ums Fühlen..
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* Im Buch: Ricardo Plazaola, I wanted to dance; Carlos Gavito: life, passion and tango

Freitag, März 1

Biographien aus der Tangogeschichte - 5 - Carlos Di Sarli

Carlos Di Sarli, der Achte von neun Söhnen einer uruguayischen Mutter und eines italienischen Vaters, wurde 1903 geboren.

Als er 13 war, verlor er wegen eines Unfalls im Waffengeschäft seines Vaters eines seiner Augen. Danach hat er nur noch schwarze Brillen getragen, um diesen 'Defekt' zu bedecken...


Alberto Paz und Valorie Hart beschreiben sein Unglück so: "His dark glasses and reserved demeanor fueled unfair and unfounded inuendos. Saying his name was considered bad luck (yeta). This caused him considerable grief throughout his controversial artistic life."


Trotz dieses Unrechts wissen Tango-TänzerInnen, dass er nicht umsonst "El Señor del Tango" heißt, und wie Juan Carlos Copes so schön sagt: sein Piano ist "the most tanguero of all"!


Keith Elshaw sagt, "when I meet a new person I am interested in dancing with, I pray that they put on Di Sarli so I can get her to slow down, open up and know my way of moving. He really gives great places to go and things to say." Letztendlich, wie Néstor Fernándey erklärt, "the rhythms of an orchestra tell dancers how to move. [...] [D]ancing to di Sarli, you'll walk and you'll stop, making elegant pauses" und eine Pause machen können ist sehr wichtig! Nach Carlos Gavito, "Tango is what happens between steps"!!! ;)

Über Di Sarli braucht man nicht viel sagen.. Ob man sein Orchester beim Hören erkennt oder nicht, ist auch nicht so wichtig.. Was zählt ist nur das: Wenn sein Orchester spielt, bittet seine Musik ganz zart unsere Seele zum Tanz und führt uns auf die Tanzfläche.. Mehr erfolg braucht kein Künstler, glaube ich..

Hören Sie z.B. Di Sarlis "Nido Gaucho", dessen Text von Héctor Marcó (1906-1987) - dem "emblematic lyricist" von Di Sarli - geschrieben wurde. Der Sänger der Aufnahme aus dem Jahr 1942 ist der junge Alberto Podestá (1924 -), der damals noch 18 war. Alberto Podestá erzählt, wie aufgeregt er war. als er von Di Sarli eingeladen wurde:
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When I was working at that place [Singapur cabaret], one evening somebody brought me a card, it had been handed to the waiter by a gentleman named Vázquez, that was Carlos Di Sarli's agent. He wanted me to meet him at a nearby barroom after my show was over. At the beginning I held it in my hands. As I realized I was creasing it, I put it into my pocket. Since the time the card was handed to me until the end of my performance my body was shivering. But I swear that I sang as never before. Imagine, to have the chance of singing with Di Sarli before I were 18. It was like a dream come true!
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Oder Di Sarlis Version vom "Don Juan"... Sie ist eine Komposition von Ernesto Ponzio (1885-1934) - "El Pibe" (The Kid) -, die er angeblich 1898 wirklich als Kind komponiert hat. Die Geschichte des Liedes können Sie von Roberto Selles erfahren, aber die beste Interpretation von Don Juan hören Sie auf jeden Fall von Di Sarli.

Ein anderer Di Sarli Klassiker ist "Bahía Blanca". Ein Lied gewidmet dem Ort, wo er seine Kindheit verbracht hat und wo er schon 1919 sein erstes Orchester gegründet hat...

Robert Farris Thompson beschreibt Bahía Blanca so schön:
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The strings make their entrance with Zen-like economy. Out of the blue comes a strong phrase, like a reverse falling star, moving from bass to high register. It recurs, this time softly. Di Sarli is recalling where he lived as a child. Breaking the canon of bereftness. 'Bahía Blanca' proffers the past as a luminous cameo.
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Wenn Sie jenseits der einzelnen Beispiele das gesamte Bild sehen mögen, dann lesen Sie die Worte von Ricardo García Blaya, der sehr schön die Besonderheit seiner Kunst zusammenfasst:
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El Señor del Tango was absolutely respectful of melody and the spirit of the composers of his repertoire, embellishing the orchestral instrumentation with nuances and subtle details, staying away from the false contradiction that existed between the evocative traditional tango and the avant-garde stream. Carlos Di Sarli was the final piece of the puzzle of tango in the 40s, that made neither concessions to strident fashions, nor to rhythmic extravagances and who, however represented with extreme delicacy, the interpretative paradigm of danceable tango.
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Also gerne nochmal! Wie Juan Carlos Copes so schön gesagt hat: sein Piano ist "the most tanguero of all"!

Die Sarli starb 1960.

Wie Troilo 'beklagt', "el ciago se llevó el secreto a la tumba" [the blind man took his secret away to the tomb].


Er hat aber viele tolle Aufnahmen hinterlassen...


Nicht vergessen, Carlos Gavito hat uns einen sehr wichtigen Hinweis übers Tango-Tanzen gegeben: "When a man dances, the woman must be a queen. Only that way can he be a king."


Di Sarli bildet mit seiner Musik die schönste Basis für unser "Königreich" und Dank Gavito wissen wir jetzt auch Bescheid, wie es weiter läuft! ;)

Burak

Mittwoch, Februar 27

zur Tangogeschichte - 9

Tango und Gesellschaft nach 1917:
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Auch die Überwindung der elementaren Speilweise der frühen Tangoorchester ist das Ergebnis eines mehrjährigen Prozesses, der wesentlich mit der Steigerung der Leistungsfähigkeit der Musiker und zugleich mit dem gesellschaftlichen Funktionswandel des Tango bzw. mit der Veränderung der Gesellschaftsstruktur Argentiniens zusammenhängt. Die Musik des Tango und ihre Umsetzung in die Provokation unzüchtig anmutender Körperbewegungen oder der in den frühen Kompositionstiteln zum Ausdruck gebrachte Verstoß gegen Sitte und Anstand entspricht nicht mehr den sichtbaren Machtverhältnissen. Jenes Konglomerat von entwurzelten und rechtlosen Ein- und Zuwanderern, das im Elend der Arrabales und Conventillos vegetierte, hat ökonomisch, politisch und kulturell eine vergleichsweise bessere Position errungen. Auch für diejenigen, die Yrigoyen indifferent oder ablehnend gegenüberstehen, symbolisiert sein Regierungsantritt eine neue Äre demokratischer Mitbestimmung und Verantwortung. Der Tango bleibt zwar ein Mittel der antielitären Selbstbehauptung, nur werden die ästhetischen Ansprüche entsprechend dem eigenen Aufstieg wieder nach oben gesteckt. Aus der Provokation wird eine Demonstration der eigenen Leistung, in die man bald selbst so vernarrt ist, daß man sie kaum noch körperlich erfassen und umsetzen möchte. Das kulturelle Vorzeigeobjekt wird musikalisch auch zunehmend schöner herausgeputzt. [...]

Es sind vor allem die Texte, die die publikumsverdünnende Sublimierung des Tango verhindern. Sie geben ihm zum Ärgernis kunsterpichter Genießerohren die Erdenschwere einer nationalen Wirklichkeit, deren gesellschaftliche Probleme auch während der Kurzen Demokratiephase bis 1930 keine Lösung finden. Selbst wenn diese Probleme in ihnen nur partiell und indirekt zum Ausdruck kommen, lassen sie den Tango nicht in die Region geschmäcklerischer Kunstadepten entschweben, sondern halten ihn in den Schichten der Bevölkerung fest, für die die Geschichte des Tango ein Teil der eigenen ist. Oder umgekehrt. Es ist das Massenpublikum, das sich gegenüber Virtuosentum und Spezialisten durchsetzt und sich den Tango als Ausdrucksform seiner eigenen emotionalen Bedürfnisse vorbehält.
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Dieter Reichardt, Tango

Samstag, Februar 23

Randnotizen um Tango - 9


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In der Küche war es dunkel. Wieder mal gab es keinen Strom und damit kein Licht. Im Finstern hörte man die watschelnden Schritte des Pinguins Mischa. Der war im Herbst vor einem Jahr in Viktors Leben aufgetaucht, als der Zoo hungrige Tiere an alle Leute verschenkte, die in der Lage waren, sie zu füttern. Viktor holte sich damals einen Königspinguin. Eine Woche vorher hatte ihn seine Freundin verlassen. Er hatte sich einsam gefühlt. Aber der Pinguin Mischa brachte seine eigene Einsamkeit mit, jetzt ergänzten sich die beiden Einsamkeiten, was eher den Eindruck einer gegenseitigen Abhängigkeit als den einer Freundschaft weckte.
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Andrej Kurkow, Picknick auf dem Eis
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Tango ist manchmal ein entlassener Königspinguin, der unerwartet in den Leben auftaucht und die Einsamkeiten  aneinander anknüpft, ohne ein Wort, still und unbemerkt...
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Freitag, Februar 15

Zum Tangotanzen - 4


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Thought is too slow for the state that one must have to dance. Those absent attitudes of "I am thinking about something important" while they look at their feet or of "I am relaxed" if you don’t know what you are doing, are a pose and a deficiency. You can check it by asking good female dancers who get bored when led in that way. It is sad to see young men engrossed contemplating themselves while they miss enjoying the beauties they have in front of them.

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To dance thinking is the least advisable way, it restricts to the maximum every creative impulse. Dance is emotion, senses, instinct.
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Pablo Verón, aus einem Interview mit  Carlos Bevilacqua für El Tangauta

Mittwoch, Februar 13

zur Tangogeschichte - 8

Die frühe Aufnahmen und der Aufstieg des Tangos:
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The first 30 years of the 20th century sum up the creative process of the Tango both in technical and musical terms. Primitive mechanical systems acoustically recorded early music. The first electrical recordings started in 1926. These were undoubtedly the best decades of tango, a time of amazing production both in terms of quantity and quality of songs played by numerous performers. For the first time, tango became successful outside its birthplace, reaching audiences in Europe and the rest of the Latin America and North America. Great Composers such as Rosendo Mendizabal, Angel Villoldo, Ernesto Saborido, Eduardo Arolas, Ernesto Ponzio, Agustin Bardi, Gerardo Matos Rodriguez, and Vicento Greco created some of their best work during this period. They composed timelss classics such as 'El entrerriano,' 'La cumparsita,' 'El choclo,' 'La morocha,' 'Don Juan,' 'El lloron,' 'Que noche,' 'La cachila,' and 'Ojos negros.'

The world's most prominent recording companies set up shop in Buenos Aires, and Argentina’s own recording companies started to grow at a very fast pace. Tango was the world's favorite social dance. The tango as an exotic novelty took Europe by storm. Musicians travelled to Paris, and many stayed there. Skilled dancers found job opportunities in the City of Lights as dance instructors for rich Parisian socialites.
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Alberto Paz & Valorie Hart, Gotta Tango