Mittwoch, Dezember 5

zur Tangogeschichte - 3

Zur sozialen Geografie von Buenos Aires im späten 19. Jahrhundert und zur Urspründe des Tangos:
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Als ab 1880 im Hafen von Buenos Aires die Einwanderer von den Passagierschiffen von Bord gingen, fanden viele von ihnen nicht das Land vor, das sie sich vorgestellt hatten. Die argentinische Oligarchie gab sich damals liberal, Paris war ihr gefühlter Bezugspunkt - aber ihre Liberalität endete an den Zaunen der eigenen Landgüter. Die Neuankömmlinge konnten keinen Grund und Boden in der Pampa erwerben. Die ins Land gelockten Einwanderer landeten am Stadtrand von Buenos Aires in verruchten Mietskasernen, den sogenannten Conventillos. [...]

Die soziale Geografie von Buenos Aires war damals genaufestgelegt. Im Zentrum um die Plaza de Mayo residierte die Oberschicht. [...] Die Vorstadt, der Arrabal, blieb den Armen und Neuankömmlingen überlassen. Für die Oberschicht war der Arrabal ein Zentrum der Kriminalität und der verlotterten Sitten. Das Hafenviertel La Boca galt ihnen lange Zeit als gefährlicher Ort. [...]

In den Conventillos werden Volkslieder über heldenhafte Gauchos gesungen. In einfache Theaterstücke wurden Lieder eingebaut, später auch Tangos. Der Tango ist eine Fusion aus den einheimischen Musikstilen Candombe und Milonga mit der Habanera und dem Tango andaluz. Das Wort 'Tango' taucht Anfang des 19. Jahrhunderts auf den Sklavenmärkten in Buenos Aires und Montevideo auf. Damit wurden Orte bezeichnet, an denen die Schwarzen Tänze aufführten und Geld sammelten, um Sklaven freizukaufen.
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Ingo Malcher, Tango Argentino: Porträt eines Landes

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